Abriss/Neubau Haus Kesselstraße/Mühlenstrasse
Beverungen 11 September, 2011Als mir Heinz Fröhlich die Bilder schickte, habe ich doch einen kleinen Schock bekommen und es wurde mir richtig traurig ums Herz. Das Haus vom Scherenschleifer Hake fällt der Abrissbirne zum Opfer. Gegenüber, in der Mühlenstraße, bin ich ja aufgewachsen. Aber das Haus steht ja auch schon nicht mehr da. Also, das Haken-Haus hatte eine Besonderheit. Vorne an der Wand hing der Kinokasten vom Beverunger Kino (Familie Becker). Für uns kleinen Knirpse übten die Hochglanzfotos einen starken Reiz aus. Wir konnten es immer kaum erwarten: hoffentlich bringt der Herr Zarnitz bald neue Bilder. Wir wussten daher immer, welche Filme gerade im Beverunger Kino gezeigt wurden. Hier ein paar, die mir spontan einfallen: „Der Förster vom Silberwald“, „Der veruntreute Himmel“, „Western“ (Zorro, Fuzzy), „Das Schwarzwaldmädel“, Filme mit Hans Albers, Theo Lingen, Hans Moser, Paul Hörbiger und….und….und…..
Natürlich kenne/kannte ich das Haus auch von innen. Ich trug für Herrn Hake das Liboriusblatt und den Dom in Beverungen aus. Ganz Beverungen war zu viel für ihn. Daher: links von der Mühlenstrasse gehörte Beverungen zu seinem Verteilergebiet und rechts der Mühlenstrasse war Beverungen mein Revier. Die Zeit fliegt nur so dahin, die Erinnerungen aber bleiben, gerade jetzt
Natürlich darf die Karnevalszeit nicht fehlen, vor allem der Rosenmontag. Damals in den 50ern durften wir ja am Rosenmontag die Schulbank drücken. Normaler Weise, bis, ja bis…..
Aber von vorn: Herr und Frau Hake hatten eine sehr schöne Tochter. Sie spielte wunderbar „Schifferklavier“ (ja, ja, ich weiß, es heißt Akkordeon, aber bei uns hieß das damals „Schifferklavier“). Sie, die Maria, und ihr Vater zogen am Karneval als Straßenmusikanten durch Beverungen. Maria mit dem „Schifferklavier“ und Herr Hake mit Pauke und kleinem Schlagzeug. Beide waren als Clowns verkleidet, und überall wo sie auf der Strasse spielten, freuten sich die Beverunger. Und jetzt zu dem „Normaler Weise (normalerweise?): Am Rosenmontag fieberten wir in der Realschule der Musik entgegen, die doch bald kommen mußte. Wo bleiben die denn, es ist schon viertel vor Zehn. Unruhig rutschten wir auf den Stühlen herum. Ein Ohr Richtung Bahnhofstraße, das andere Ohr gönnten wir dem Lehrer. Da, haste gehört? Sie kommen!! Und dann, so als wenn die beiden, Vater und Tochter Hake, uns erlösen wollten, hielten sie direkt vor der Schule an und spielten ihre Musik. Da gab es natürlich für uns kein Halten mehr. Raus auf die Straße und mit Rabatz gemacht. Maria und Herr Hake freuten sich diebisch und lachten mit uns um die Wette: sie hatten es wieder geschafft. Denn: die Lehrer gaben sich geschlagen und wir bekamen schulfrei. Jetzt, da wo ich diese Zeilen schreibe (hallo, hallo, diese Wortwahl kenne ich doch!!), kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Also, Maria und Herr Hake, ich verneige mich vor Euch, Ihr habt uns Beverungern unvergeßliche Stunden geschenkt. DANKE!!!!!!!
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