Saisonauszug an Fulda und Werra
Als sich die anfangs primitive Korbflechterei später entwickelte, zog der Dalhauser einige Jahrhunderte hindurch mit der ganzen Familie im Sommer in die Flußniederungen der Fulda und Werra.
Die Jungen und Mädel schnitten die Weiden, die von den Männern und Frauen gleich an Ort und Stelle geschält wurden.Nach dem Kriege 1870/71 ging der Weidenbestand an den Flüssen infolge Bodenkultivierung zurück, die Korbindustrie in Dalhausen nahm aber einen gewaltigen Aufstieg; das Weidenmaterial bezog man nun in großen Mengen aus Polen und Holland.
Während der Kriegsjahre war in Dalhausen Hochbetrieb. Nach den Kriegen aber herrschte zeitweise große Arbeitslosigkeit und bittere Not. Heute (1955 – nicht vergessen) haben und lieben die Dalhauser Korbmacher wie seit alter her wieder ihre Arbeit, die sie durch „ihren“ auch von den Vorfahren übernommenen Liederschatz – ich erinnere hier nur an das bekannte Ehestandslied – etwas leichter zu machen wissen.
Ehestandslied:
Hör an mein Christ, was ich Dir erzähl.
Wo kommt der Eh’stand her?
Er kommt von Gott.
Er ist von keinen Menschen erdichtet,
Gott selber hat ihn eingerichtet
in Paradies, in Paradies.
Als Gott den Adam erschaffen hat,
da macht er, dass er schlief
Er nahm eine Ripp‘ aus seiner Seit`
und schuf daraus dem Adam ein Weib,
zu seiner Eh‘, zu seiner Eh’.
Der Eh’stand ist ein heiliger Stand.
Er muss von Priesters Hand
verbunden sein.
Und keiner soll sich’s wagen d’ran
der diesen Bund auflösen kann
als Gott allein, als Gott allein.
Der Eh ’stand ist eine harte Nuss,
er bringt viel Kummer und Verdruss,
viel Kreuz und Leid.
Drum wünschen wir euch viel Glück und Segen
und nach dem Tod das ewige Leben,
das schenk’ euch Gott, das schenk‘ euch Gott.
Drum Brautleute, wir gratulieren Euch,
den Frieden wünschen wir Euch,
den schenk ‚ Euch Gott.
Wir wünschen Euch viel Glück und Segen
und über das Jahr ein kleines Leben,
das schenk‘ Euch Gott, das schenk‘ Euch Gott.
Noch eine andere Merkwürdigkeit ist typisch bei den Korbmachern im Engtal der Bever: sie verstehen noch die Kunst des Wanderns. Nach des Tages und der Woche Last und Mühen wandern sie viel und besinnlich durch die Fluren und Felder, Berge und Wälder rings um ihr Dorf (ist ja auch verständlich, das Dorf hat ja auch nur eine laaange Strasse).
So haben, wie wir hörten, fast alle Dorfbewohner in Dalhausen seit Jahrhunderten die gleiche Hand- und Heimarbeit. Ist das nicht eigentümlich?
Die Dalhauser (ich kenne sie auch als Dalsener) sind ernste Leute mit harten Fäusten und mit gesundem Volkstum. Sie reden bei ihrer Arbeit nicht viel, weil sie vom Walde das Schweigen gelernt haben, aber ihr biederer Gruß, ihr munteres Lied kommt aus einem frohen Herzen. Ist das nicht geheimnisvoll? Lehrmeisterin war hier in Dalhausen die Natur; sie diktierte den Menschen die Arbeit, sie gab ihnen Haus und Garten, sie brachte ihnen ihr trauliches Kleinleben.